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„Burgbernheim hilft“ unterstützt schwer Betroffene
Ortsbürgermeister Helmut Lussi erläutert Stefan Schuster, Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative Burgbernheim hilft, am Ahrufer den dramatischen Verlauf und die verheerenden Folgen der Flutkatastrophe in Schuld.
Helmut Lussi, seit zwölf Jahren Ortsbürgermeister der direkt an der Ahr gelegenen 660-Einwohner-Gemeinde Schuld, ist sonst mit seinen dreizehn Gemeinderäten – wie andernorts auch – mit den täglichen Belangen des Dorfes befasst. Kindergarten, Feuerwehr, Kanal- und Straßenbau bestimmten den Alltag der Verantwortlichen des schmucken Ortes. Die Fertigstellung des Dorfgemeinschaftshauses, auf das sie alle mächtig stolz waren, stand im Sommer dieses Jahres unmittelbar bevor. Viele Ehrenamtliche hatten an dem Umbau des früheren Schützenheimes mitgewirkt. Die Ahr zieht in friedlichen Zeiten mehrere Schleifen durch die Gemeinde. Der Wasserstand beträgt normalerweise 50, vielleicht 60 Zentimeter. Schmucke Bogenbrücken ermöglichen Passanten und dem Fahrzeugverkehr eine bequeme Überquerung. Bis zum 14. Juli dieses Jahres, ein Mittwoch.
Es hatte bereits tagelang stark geregnet, auch in Schuld musste wieder mit einem erhöhten Pegel gerechnet werden. Das letzte Hochwasser war erst fünf Jahre her, zahlreiche Keller waren damals vollgelaufen. Auch in der Vergangenheit gab es dort schwerwiegende Flutereignisse. Doch was auf die Bewohner in Schuld an diesem Tag zukommen sollte, stellte alles Bisherige in den Schatten. Zunächst war man trotz des steigenden Wassers noch guter Dinge, mit einem blauen Auge davonzukommen, so Bürgermeister Lussi. Das Dorfgemeinschaftshaus, unmittelbar am Fluss stehend, wurde noch von etlichen Helfern mit Barrieren gesichert. Schon bald sollte sich alles als Makulatur erweisen.
Die Ahr schwoll Stunde um Stunde jeweils einen Meter an. Spätestens ab 17.00 Uhr gab es kein Halten mehr. Begünstigt durch mitgerissene Bäume, Steine und Treibgut, die wie ein Korken an den Brücken wirkten, suchte sich die schlammige, braune Flut ihren Weg durch die Straßen und Häuser der Gemeinde. Anstatt des üblichen halben Meters war die Ahr auf acht Meter angestiegen. Durch den enormen Wasserdruck wurden mehrere Wohn- und Nebengebäude mitgerissen, andere schwer beschädigt. Autos, sogar ein Lastwagen sowie das gesamte Hab- und Gut der Menschen schwammen unwiederbringlich davon. Die Bäckerei, das Lebensmittelgeschäft, der Kfz.-Handel – alles zerstört. Der Standort des Spielplatzes ist heute nur noch zu erahnen. In manchen Häusern stieg das Wasser bis in den zweiten Stock.
Vom beinahe fertigen Dorfgemeinschaftshaus ist am nächsten Morgen nichts mehr übrig. Es soll nun mit öffentlichen Geldern an der Stelle eines ehemaligen Gasthauses – quasi auf Stelzen – wiedererrichtet werden. Die Abrissbirne wartet auch noch auf die alte Domhofbrücke, seit 111 Jahren ein wunderschönes Postkartenmotiv gewesen. Die Statiker sehen keine andere Möglichkeit. Gleiches gilt für die historische Fachwerkmühle. Letztlich gibt es in den kleinen Ort fast 500 Geschädigte, etwa fünfzig Prozent der Gebäude sind betroffen. Alleine der Schaden an der Infrastruktur wird vorsichtig auf mindestens elf Millionen Euro geschätzt.
Wie ein trotziges Mahnmal steht das Trafohaus noch auf der einst bebauten Dorfmitte in Schuld. Dort soll in Zukunft eine grüne Oase entstehen.
Bürgermeister Lussi und seine Bürgerschaft schauen trotz der Tragödie wieder hoffnungsvoll nach vorne: „Der Zusammenhalt hier im Ort ist sagenhaft. Jeder hat jedem geholfen. Unser Feuerwehrkommandant war selbst an vorderster Front im Einsatz – hinten ist sein eigenes Haus vollgelaufen. Auch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung aus nah und fern war und ist immer noch riesig.“ Heute, vier Monate nach der Katastrophe sind an allen Ecken und Enden Bagger, Baufahrzeuge und Handwerker zu sehen. Sie machen zerstörte Straßen wieder befahrbar, befestigen Uferböschungen oder sind mit dem Einbau von Heizungs- und Sanitäranlagen beschäftigt. Gerade Heizungsgeräte sind derzeit ein nur schwer zu bekommendes Luxusgut. All dies benötigt enormen finanziellen Aufwand. Während der Wiederaufbau öffentlicher Einrichtungen mit Hilfe von Bundes- und Landesmitteln geschultert werden kann, stehen Privatpersonen trotz möglicher staatlicher Zuwendungen oder Versicherungsleistungen häufig vor einer unsicheren Zukunft.
Der Bürgermeister bedankt sich deshalb mit einem aufrichtigem Lächeln für die Unterstützung, die seine schwer betroffenen Bürger auch von der Frankenhöhe erfahren. Über das Hilfsprojekt Burgbernheim hilft waren 15.000 Euro zusammengekommen, die nun über den örtlichen Bürgerfond nach Bewertung der individuellen Situation unmittelbar den Flutopfern zu Gute kommen werden. Als die erschreckenden Bilder aus der Eifel über unterschiedlichste Medien Verbreitung fanden, waren durch die Vorstandschaft des Burgbernheimer Vereins umgehend Spendenaufrufe bis hin zu einem Kuchenverkauf initiiert worden. „Es gab eine unglaublich große Resonanz weit über unsere Landkreisgrenzen hinaus“, wie Vorsitzende Anna Wittig bestätigt. „Selbst aus den USA waren hier über einen früher in Illesheim stationierten Soldaten Spendengelder eingegangen“.
Und dann hat der engagierte Ortsbürgermeister noch eine Vision: „Wir möchten im Dorfzentrum, auf den Flächen, die nun nicht mehr bebaut werden dürfen, eine grüne Oase errichten.“ Er denkt über einen Brunnen, einen neuen Spielplatz nach, aber auch an eine kleine Streuobstwiese. Zu letzterem Gedanken gibt es bereits erste Ideen und Zusagen aus Burgbernheim. Wer die Initiative von „Burgbernheim hilft“ für die Gemeinde Schuld im Ahrtal unterstützen möchte, kann weiterhin Spenden auf das Projektkonto bei der Raiffeisenbank Bad Windsheim überweisen.
Spendenkonto IBAN: DE12 7606 9372 0007 2135 30
Fotos: Simon Schuster, Bericht: Stefan Schuster